Informationen über die Parkinson-Krankheit

Was ist das? - Definition

Die Parkinson-Krankheit ist eine Erkrankung des Gehirns mit den klassischen Symptomen Zittern (Tremor), Muskelsteife (Rigor) und Bewegungsstarre (Akinese). Meist tritt die Erkrankung jenseits des 60. Lebensjahres auf.

Wie wird es noch genannt? - Andere Bezeichnungen

    Morbus Parkinson

    Parkinson-Syndrom

    Paralysis agitans

    Schüttellähmung

Wie kommt es dazu? - Mögliche Ursachen

Beim Morbus Parkinson kommt es zum Absterben von Nervenzellen einer bestimmten Region des Gehirns, die für die Übertragung und Koordination von Bewegungen zuständig ist.

Dazu kann es kommen:

  • nach Verletzungen, Entzündungen oder Vergiftungen
  • bei Stoffwechselerkrankungen, B. Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson)
  • zusammen mit anderen Erkrankungen des Nervensystems
  • erblich, bei Fehlern im Erbgut, speziell auf dem Chromosom 4
  • durch Medikamente.

Durch den Zelltod fehlt der Überträgerstoff  Dopamin. Der Mangel an Dopamin führt zu einem relativen Überschuss eines weiteren Überträgerstoffs, dem Acetylcholin.

Das Verhältnis der beiden Überträgerstoffe entscheidet über die Symptome der Krankheit.

 

 

Wie macht es sich bemerkbar? - Symptome

Die häufigsten Symptome der Krankheit sind:

Tremor ist das klassische Symptom. Ein regelmäßiges Zittern in einer Frequenz von etwa fünf Mal pro Sekunde in Ruhe kommt fast ausschließlich bei dieser Krankheit vor. Die Bewegung wird gerne als "Pillendreherphänomen" oder "Geldzählen" beschrieben.

Unter Rigor versteht man den zähen, wächsernen Widerstand der Muskulatur. Neben der Steifigkeit bestehen oft Schmerzen, weshalb die Ursache zunächst oft nicht im Nervensystem, sondern im Bewegungsapparat gesucht wird.

Akinese beschreibt die Verlangsamung aller Bewegungen. Der Betroffene kann nicht willentlich aufstehen, der Gang ist schlurfend mit kleinen Schritten und beim Gehen werden die Arme nicht mitbewegt. Das Gesicht ist durch den Verlust der Mimik ausdruckslos. Zusammen mit verstärkter Fettproduktion der Hautdrüsen wirkt das Gesicht wie eine Maske.

Verringerte Speichelproduktion, Schluckstörungen, Schwitzen, Störung der Blasentätigeit, Appetitmangel und Verstopfung sind Ausdruck der Mitbeteiligung auch des unwillkürlichen Nervensystems.

 

 

Wie geht es weiter? - Verlauf und Komplikationen

Noch kann die Parkinson-Krankheit nicht geheilt werden. Derzeit können nur die Symptome durch Medikamente reguliert werden. Trotzdem verläuft die Krankheit langsam weiter. Durch die schwierige Dosierung der Medikamente kommt es zu Problemen, wie etwa dem plötzlichen Wechsel der Symptome von Tremor zu Akinese. Eine so genannte akinetische Krise, in der der Betroffene nicht mehr isst und trinkt, aber stark schwitzt , ist durch den Wasserverlust akut lebensbedrohlich. Kommt es zu Bettlägerigkeit, sind die Betroffenen durch Lungen­entzündung oder Harnwegsinfektionen gefährdet.

 

 

Was kann noch dahinter stecken? - Krankheitsbilder mit ähnlichen Symptomen

Besonders wenn die Symptome mit Einschränkung von Gedächtnisleistungen einhergehen (Gedächtnis, Orientierung im Raum, zur Person und Zeit), können andere neurologische Krankheitsbilder (Demenz) dahinterstecken.

Bei Schlaganfallpatienten kann es durch Minderversorgung der auch bei Parkinson betroffenen Regionen zu ähnlichen Symptomen kommen.

Das normale, schnelle Zittern der Arme kann stärker ausgeprägt sein, man spricht von verstärktem physiologischen Tremor.

Ein Aufstau von Hirnwasser (Liquor) führt ebenfalls oft zu Gangstörungen.

Hausmittel und Verhaltenstipps

Wenn die Symptome plötzlich auftreten, sollte möglichst ein Arzt hinzugezogen werden. Es könnte sich um einen Schlaganfall handeln.

Durch die Einschränkung im Alltag entstehen sozialer Rückzug und Depression. Ein Anschluss an eine Parkinson-Selbsthilfegruppe kann sinnvoll sein, um die alltäglichen Probleme von Patient und Angehörigen besser bewältigen zu können.

Sinnvoll ist nach Diagnosestellung die Anbindung an einen erfahrenen Facharzt, der den Betroffenen kontinuierlich betreuen kann.

Die Information liefert nur eine kurze Beschreibung des Krankheitsbildes, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Sie sollte keinesfalls eine Grundlage sein, um selbst ein Krankheitsbild zu erkennen oder zu behandeln. Sollten bei Ihnen die beschriebenen Beschwerden auftreten, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Apotheker.

 

 

Parkinson-Therapie

Wer an Morbus Parkinson erkrankt ist, benötigt in der Regel eine permanente medikamentöse Therapie und eine kontinuierliche ärztliche Begleitung.

Parkinson ist bislang nicht heilbar – jedoch kann man mit einer geeigneten Therapie viele Symptome abschwächen und die Lebensqualität deutlich erhöhen.

Welche Behandlungsziele bei Parkinson angestrebt werden, richtet sich unter anderem danach, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist und wie alt der Patient ist. Mögliche Ziele der Therapie sind zum Beispiel,

  • die Berufstätigkeit zu erhalten,
  • die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern
  • die Selbstständigkeit im Alltag zu sichern,
  • Pflegebedürftigkeit zu verhindern,
  • mögliche Komplikationen / Symptome zu lindern oder zu verhindern
  • und/oder Nebenwirkungen der Medikamente möglichst gering zu halten.

 

 

Allgemeine Therapie

Fester Bestandteil jeder Parkinson-Therapie ist die Physiotherapie.

Durch regelmäßige und gezielte Bewegung werden Beweglichkeit und Reaktionsfähigkeit gefördert. Zudem kann man durch die Übungen auch einer drohenden Gelenkversteifung ein Stück weit vorbeugen.

Hat der Patient im Laufe der Parkinson-Erkrankung Sprachstörungen entwickelt, bietet sich eine Therapie bei einem Stimmtrainer, dem Logopäden, an. Das Stimmtraining kann vor allem für das soziale Leben des Betroffenen eine wichtige Rolle spielen, denn es trägt dazu bei, dass er sich leichter mit anderen Menschen austauschen kann. Der Patient lernt in der Therapie zum Beispiel, die Muskeln seines Stimmapparats bewusst zu kräftigen und Worte klarer auszusprechen.

Eine Parkinson-Erkrankung hat nicht nur körperliche, sondern auch psychische Folgen. Parkinson kann so belastend sein, dass der Patient depressiv wird. Darüber hinaus können die eingesetzten Medikamente eine Psychose auslösen, die zum Beispiel mit Wahnvorstellungen oder Halluzinationen einhergeht. Solche psychischen Beschwerden bedürfen einer weiterführenden Therapie, zum Beispiel einer Psychotherapie und / oder einer zusätzlichen medikamentösen Behandlung.

 

 

Parkinson-Medikamente

Zur Therapie von Parkinson sind fast immer Medikamente nötig, insbesondere dann, wenn der Betroffene durch die Beschwerden in seinem Alltag beeinträchtigt ist.

Mithilfe der Medikamente soll das bei Parkinson bestehende Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn wieder ausgeglichen werden. Die einzelnen Medikamente wird der Arzt so niedrig wie möglich dosieren, aber hoch genug, um eine sichtliche Besserung zu erreichen. Häufig werden verschiedene Parkinson-Medikamente kombiniert, um eine bestmögliche Wirkung zu erzielen.

Typisch für Parkinson ist der Mangel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn. Würde man dem Patienten zur Therapie Dopamin verabreichen, würde das den Mangel jedoch nicht beheben, denn: Von außen zugeführtes Dopamin kann sich zwar im Körper ausbreiten, es kann jedoch nicht ins Gehirn gelangen. Der Grund ist die sogenannte Blut-Hirn-Schranke: Sie trennt den Blutkreislauf von Gehirn und Rückenmark und macht es somit vielen Substanzen unmöglich, in das Gehirn vorzudringen.

Dopamin kann die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren. Mithilfe bestimmter Parkinson-Medikamente ist es jedoch möglich, dennoch die Dopaminkonzentration im Gehirn zu erhöhen und somit die Symptome zu lindern.

 

 

Dopamin Levodopa und -Agonisten

Levodopa - kurz L-Dopa - ist eine Vorstufe von Dopamin, die die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann. Es gelangt über die Blutbahn bis ins Gehirn und wird dort schließlich in Dopamin umgewandelt.

Levodopa wird immer mit einem sogenannten Decarboxylase-Hemmer kombiniert. Decarboxylase-Hemmer verhindern, dass das Levodopa zu früh – noch bevor es die Blut-Hirn-Schranke überwunden hat – in Dopamin umgewandelt wird.

Levodopa lindert das für Parkinson typische Zittern und die Muskelsteifigkeit und fördert die Beweglichkeit. Vor allem nach längerer Einnahme nimmt die Wirksamkeit jedoch meist ab und es können Nebenwirkungen auftreten, die den Parkinson-Symptomen ähneln. Hierzu zählen zunehmende unwillkürliche Bewegungen und Zuckungen, die der Patient nicht kontrollieren kann. Aufgrund der abnehmenden Wirksamkeit und der damit verbundenen Folgen kommt die Therapie mit L-Dopa bei jüngeren Patienten häufig erst zum Einsatz, wenn die Erkrankung fortgeschritten ist. Stattdessen erhalten Betroffene unter 70 Jahren meist zunächst einen Dopamin-Agonisten.

 

Dopamin-Agonisten, wie die Wirkstoffe Pramipexol oder Ropinirol können, wie auch das Levodopa, direkt im Gehirn wirken. Sie sind Dopamin in ihrer Struktur sehr ähnlich und können daher auch ähnlich wirken. Dopamin-Agonisten wirken nicht so stark wie Levodopa und werden daher oft im Frühstadium einer Erkrankung verschrieben.

 

Weitere Medikamente

Neben Levodopa und Dopamin-Agonisten gibt es einige weitere Medikamentengruppen, die für die Therapie von Parkinson geeignet sind:

MAO-B-Hemmer wie Selegilin oder Rasagilin und COMT-Hemmer wie Entacapon oder Tolcapon sorgen dafür, dass Dopamin bzw. Levodopa nicht so schnell vom Körper abgebaut werden, so dass sie länger wirken können.

Der Dopaminmangel bei Parkinson führt zu einem Überangebot des Botenstoffs Acetylcholin, was das Zittern zur Folge hat. Sogenannte Anticholinergika wie Biperiden oder Bornaprin gleichen das Überangebot aus, was das Zittern reduziert. NMDA-Agonisten wie Amantadin sollen zum Beispiel bei Bewegungsstörungen helfen. Die Wirkstoffe hemmen bestimmte Botenstoffe, die bei Parkinson vermehrt ausgeschüttet werden.

 

 

Tiefe Hirnstimulation

Medikamente spielen bei der Parkinson-Therapie eine große Rolle  - es gibt aber noch weitere Therapiemöglichkeiten. Eine wichtige von ihnen ist die Tiefe Hirnstimulation, kurz THS.

Die THS sollte in einem Zentrum durchgeführt werden, das sich auf diese Methode spezialisiert hat. Für die THS implantiert ein Chirurg Elektroden in bestimmten, tiefen Bereichen des Hirns. Über einen unter der Haut platzierten Impulsgenerator werden die jeweiligen Hirnareale gezielt stimuliert, was Symptome wie Zittern oder Bewegungsstörungen lindern kann.

Eine Tiefe Hirnstimulation bietet sich vor allem an, wenn der Patient stark unter Zittern leidet, welches mit Medikamenten nicht in den Griff zu bekommen ist oder  der Betroffene starke Bewegungsstörungen aufweist, bei denen sich Phasen der Bewegungssteife mit Phasen der Überbeweglichkeit abwechseln.

Heilbar ist Parkinson auch durch die Tiefe Hirnstimulation nicht, jedoch können die Symptome bei vielen Patienten über Jahre hinweg in Schach gehalten werden.

Quellen:

  • Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Idiopathisches Parkinson-Syndrom. AWMF-Leitlinien-Register-Nr. 030/010 (Stand: 2016)
  • Grehl, H., Reinhardt, F.: Checkliste Neurologie. Thieme, Stuttgart 2016
  • Online-Informationen der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz: www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org (Abrufdatum: 26.11.2016)

 

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Letzte Aktualisierung: November 2016

Letzte Aktualisierung: März 2020

Zusammengestellt und ergänzt durch Patienten und Angehörige der Bielefelder-Parkinsongruppe  Deutsche Parkinson Vereinigung e.V.